Im Februar 2013 fand ein erster Workshop zum Thema „kritische Lehre“ im Rahmen der Assoziation kritische Gesellschaftsforschung (AkG) statt, der auf großes Interesse stieß. Daran knüpft der Anschlussworkshop „Hochschullehre & Kritik“ am 9./ 10. Oktober 2015 an. Diesmal wollen wir den inhaltlichen Bogen jedoch etwas weiter spannen: Ging es im Februar 2013 um eine erste Verständigung zum Thema kritische Lehre, wird nun das Verhältnis von Hochschullehre und Kritik im Mittelpunkt stehen. Die Verbindungen von Kritik und Hochschullehre ist dabei eine doppelte: Es stellt sich zum Einen die Frage, wie kritisch gelehrt werden kann, also die Frage nach der Didaktik; zum Anderen stellt sich aber auch die Frage nach der Kritik der Hochschullehre, also die Frage nach der institutionellen Verortung. Wie steht es derzeit um Hochschullehre und ihre Potentiale für (Gesellschafts-)Kritik?
Auf den ersten Blick scheinen Forderungen nach einer höheren Beachtung von Lehre in der Hochschullandschaft erfüllt, der alleinige Fokus auf Forschung zumindest in Frage gestellt. Der Qualitätspakt Lehre spült zusätzliches Geld in die maroden Hochschulkassen, Lehrforschungspreise werden vergeben und hochschuldidaktische Qualifizierungsprogramme stehen hoch im Kurs. Es gibt einen regelrechten Boom der Hochschuldidaktik. Exzellent soll nicht nur die Forschung, sondern jetzt auch die Lehre sein. Diese Entwicklung wollen wir im Rahmen des Workshops kritisch betrachten: Was bedeutet es für Lehre, wenn sie ebenso wie Forschung unter „Exzellenzdruck“ gerät? Welche Leerstellen hat die grundsätzlich begrüßenswerte Hinwendung zu mehr Didaktik in der Hochschullehre? Was gilt in der Lehrqualifizierung als „gute“ Lehre? Gibt es eine kritische Hochschuldidaktik? Welche Inhalte sind damit verbunden? Was hat das Alles mit neoliberalem Umbau zur unternehmerischen Hochschule zu tun? Wie sieht der strukturelle Rahmen aus, in dem gelehrt wird? Welche Grenzen setzt er und welche Möglichkeiten werden eröffnet?
Schließlich soll es auch genügend Raum dafür geben, sich zu Erfahrungen, was emanzipative, kritisches Denken anregende Bildung an der Hochschule konkret heißen kann, zu verständigen. Welche Handlungsoptionen stehen in der unternehmerischen Hochschule zur Verfügung? Was bedeutet ein gesellschaftskritischer Anspruch für die Gestaltung von Lehrraum, -plan & -konzept? Welche Methoden emanzipatorischen Lehrens und Lernens sind hilfreich/können unterstützend sein?
(vorläufiges) Programm
Freitag, 9.Oktober
16 -18.00 Uhr Begrüßung, Vorstellungsrunde und Erwartungen an kritische Lehre und den Workshop
18 -18.30 Uhr Pause und Snack
18.30- 20.30 Uhr
Hochschuldidaktik: zwischen Kritik und Affirmation
Eröffnungsvortrag von Marianne Merkt (Zentrum für Hochschuldidaktik und angewandte Hochschulforschung der Hochschule Magdeburg-Stendal/ Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik)
Podium im Anschluss an den Eröffnungsvortrag:
- Silke van Dyk (Soziologin, Uni Kassel)
- Isabel Carqueville (GEW)
- Daniel Bendix (Politikwissenschaftler, Uni Kassel)
- Madeleine Sauer (AK Kritische Lehre, reflect! e.V.)
- Alex Hiller (Studentin, Uni Kassel)
Danach gemeinsames Abendessen
Samstag, 10. Oktober
9:30 – 11:30 Uhr parallele Workshops, Teil 1
- Pluriversität Kassel? Anstöße für eine post-/dekoloniale Lehre (Joshua Kwesi Aikin und Daniel Bendix)
- Neoliberalisierung der Hochschule (Sonja Buckel, AkG)
- Kritische Lehre und Kritische Theorie am Beispiel der gegenwärtigen Frankfurter Schule der kritischen Theorie: Verhältnisse, Schnittstellen und Konfrontationen (Radostin Kaloianov)
- Forschungs-, partizipations- und kompetenzorientierte Lehre (Margit Rodrian-Pfennig)
11:15 Uhr Pause
11:30 – 13:30 Uhr OpenSpace (Gruppenphase, Raum zum Austausch unter den Teilnehmenden und für spontane Workshops)
13:00 – 14:30 Uhr Mittagspause
14:30 – 15:45 Uhr parallele Workshops, Teil 2
- Skill-Sharing und Kompetenzen für kritische Lehre (Franziska Müller)
- Grenze: erforscht und gelee(h)rt (Franziska Brückner, Kritnet)
- Globales Lernen an der Uni (Anne Tittor, AkG)
- Selbstorganisiert und autonom Lernen - Energieseminar Berlin (Sophie Hamm)
- Gender und Diversity/ Intersektionalität in der Lehre (Inga Nüthen, reflect e.V.)
16.00 – 18:30 Uhr Abschlussplenum
Ort
Universität Kassel
Arnold-Bode-Str. 2
Raum 0401
Anmeldung und Übernachtung
Um eine Anmeldung wird gebeten, unter: Workshop-KritischeLehre[at]reflect-online.org
Schlafplätze: Eine begrenzte Anzahl von kostenlosen Schlafplätzen wird angeboten – bitte unbedingt anmelden und Isomatte und Schlafsack mitbringen. Wer komfortablere Übernachtungsmöglichkeiten wünscht, muss sich selbst um ein Hotel kümmern und bezahlen.
Veranstalterinnen & Orga-Team
Der Workshop wird veranstaltet von der AG „kritische Lehre“ der AkG und reflect! e.V. und organisiert von Inga Nüthen (Berlin), Jenny Simon (Berlin/Kassel), Maren Kirchhoff (Osnabrück/Kassel) und Anne Tittor (Bielefeld).
Finanzielle Unterstützung
Dank für finanzielle Unterstützung an: die AkG und GEW Hessen sowie die Fachgebiete an der Universität Kassel: Politische Theorie, Internationale und intergesellschaftliche Beziehungen, Globalisierung und Politik sowie Entwicklungspolitik und postkoloniale Studien.
Dateien
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