Die AkG hat seit dem Frühjahr 2020 in einer Reihe von Online-Debatten die Bedeutung der aktuellen Pandemie für den Formenwandel kapitalistischer Vergesellschaftung diskutiert. Themen waren unter anderem die Frage nach „Systemrelevanz“ und öffentlichen Gütern, nach Demokratie und Post-Demokratie, nach krisenhaften und sich verändernden Geschlechterverhältnissen, nach den Kämpfen der Migration, nach sich verändernden Arbeitsverhältnissen (die Veranstaltungen sind als Audio-Podcasts weiterhin online).
Mittlerweile hat die Pandemie ihre eigene Geschichte bekommen: Wir sind nach dem ersten Lockdown und der anschließenden Teilöffnung des Sommers bereits in der dritten Phase. Dabei sind die aktuellen Entwicklungen durchaus dramatisch, und sie machen auch notwendig, die schnell skizzierten Annahmen aus der ersten Phase der Pandemie einer kritischen Überprüfung zugänglich zu machen.
Zudem stellt sich weiterhin die Frage nach gesellschaftlichen Alternativen: Bis zum Sommer widmen wir uns diesen Fragen in Bezug auf globale Arbeitsverhältnisse, solidarische Ökonomie und (transformatorische?) Wirtschaftspolitik. Die Veranstaltungen finden teils in englischer Sprache statt (siehe die Ankündigungen unten).
Vergangene Veranstaltungen
Economic Reactions of EU Members States to the Covid-19 Crisis
Online Panel of the AkG and Transform Europe, 6 April 2021, 4 pm – 5.30 pm CET
Listen | Audio podcast of the panel at Mosaik Blog
Transform Europe is the political foundation of the European Left Party. When Covid-19 forced governments to shut down large parts of the European economies we asked experts from across the EU to evaluate the economic interventions of different member states to this crisis.
Our focus was: what have the states done in 2020 to support their economies? Their actions were possible after the EU Commission stopped the restrictive state aid rules.
We asked the authors to focus on demand and supply side measures and on where the money would be spent. How far have the states used this unique opportunity to push for more sustainable economic structures? Do they pursue vertical industrial policies or only the usual horizontal approaches? Everybody talked about the revival of the “public” and the need for state intervention. So, have there been plans to set up public enterprises? And last but not least: which role did workers and their trade unions play in the development of the national plans?
We would like to present an overview of the interventions across the EU and also an in-depth case study of Italy and then discuss our findings with the participants.
Panellists:
Roland Kulke (Germany) works for transform! europe in Brussels and coordinates the productive transformation working group of transform.
Matteo Gaddi (Italy) is currently engaged in trade union activities with CGIL. He is a member of the Board of Punto Rosso Cultural Association and of the Scientific Committee of Claudio Sabattini Foundation. His research areas concern the impacts on work deriving from industry 4.0 and work organization, GVC, industrial policy and public intervention in the economy and analysis of public policies.
Chair:
Stefanie Wöhl (Jean Monnet Chair "Diversity and Social Cohesion in the European Union", University of Applied Science BFI Vienna)
Über Kritik hinaus?! Solidarische Ökonomie als Aufgabe kritischer Wissenschaft
Online-Veranstaltung, 9. März 2021, 18.00 - 19.30 Uhr
Mit Friederike Habermann, Fabian Georgi und dem Netzwerk Oekonomischer Wandel (NOW)
Zum Nachhören | Audio-Podcast der Veranstaltung beim Mosaik-Blog
Seit Anfang 2020 hat die Corona-Krise bereits zuvor existierende gesellschaftliche Widersprüche, Spaltungen und Ungleichheiten offengelegt und dramatisch verschärft, in Deutschland, Europa und global. Die Notwendigkeit einer solidarisch-ökologischen Transformation von Gesellschaften und Ökonomien ist durch die Pandemie noch deutlicher geworden.
Doch so groß Sympathie und prinzipielle Unterstützung für eine ›solidarische Transformation‹ und ökologischen ›System Change‹ mittlerweile sind, so unklar ist vielen Menschen, was genau darunter zu verstehen ist, wo strategisch angesetzt werden kann und muss. Ein Grund für diese Unklarheit mag die Annahme sein, Elemente und Schritte eines Transformation sollten nicht vor deren Beginn fertig ausgepinselt, sondern dürften erst in einem bereits begonnenen Transformationsprozess von allen Beteiligten demokratisch entwickelt werden.
Begibt sich kritische Gesellschaftsforschung also auf gefährliches Terrain, wenn sie zur Möglichkeitsforschung wird und bereits heute Ideen, Vorschläge und Pläne für solidarische Ökonomien und radikal demokratisierte Gesellschaften entwickelt und intensiv diskutiert?
Fabian Georgi und Friederike Habermann plädieren für mehr Mut bei der kritisch-wissenschaftlichen Begleitung solidarischer Transformationspraktiken: Neben Analyse und Kritik sollte es kritische Wissenschaft als ihre gleichrangige Aufgabe begreifen, Ideen für radikale Alternativen, für konkrete Utopien und Transformationsschritte (mit) zu entwickeln und zu reflektieren. Ansatzpunkte hierfür verdichten sich im im Frühjahr 2020 etablierten Netzwerk Oekonomischer Wandel (NOW), das unterschiedliche Ansätze in drei zentralen Strategien übersetzt: (1) Märkte am Gemeinwohl ausrichten, (2) Commons ausweiten, (3) den Staat umfassend demokratisieren.
Moderation: Peter Birke
»We're not in it together«: Global Labour in the Pandemic
Online Panel of the AkG-Working Group on Labour Struggles and the Global Labour Journal, 16 February 2021, 6 pm – 8 pm CET
Listen | Audio podcast of the panel at Mosaik Blog
The COVID-19 pandemic is intrinsically linked to the way work is organised in global capitalism. The health risks for workers are considerable, in particular for those who do not have the opportunity to work from the safety of their home. Care workers, be they paid or unpaid, are on the frontline of the efforts to contain the spread of the virus – be it by working in hospitals or nursing homes, looking after sick relatives, or schooling children at home. The economic fallout from the health crisis and its management hit those hardest who own nothing but their labour power, especially in countries with limited state support for people who are left without work. At the same time, resistance against the responses of employers to the pandemic and the lack of protection and state support for workers is emerging.
In this panel, we want to discuss the effects of the pandemic on workers around the world, the forms of labour unrest and mobilisation that are emerging in its wake, and the prospects for organised labour.
Panellists:
Madhumita Dutta (Ohio State University, USA)
Anne Engelhardt (University of Kassel, Germany)
Ben Scully (University of the Witwatersrand, South Africa)
Chairs:
Peter Birke (University of Göttingen, Germany)
Alexander Gallas (University of Kassel, Germany)
Zur Debatte um #ZeroCovid
Online-Veranstaltung, 29. Januar 2021, 17.00 Uhr. Gast: Christian Zellner
Zum Nachhören | Audio-Podcast der Veranstaltung beim Mosaik-Blog
Der Aufruf #ZeroCovid plädiert für einen konsequenten Lockdown, auch in der Arbeitswelt, sowie für eine sozial gerechte Verteilung der Konsequenzen der aktuellen Pandemie, in Bezug auf die bundesdeutsche Klassengesellschaft, aber auch im europäischen und transnationalen Maßstab.
Während der Aufruf, mit Stand 28.1.2021, von fast 100.000 Menschen unterzeichnet und auch in der bürgerlichen Öffentlichkeit stark wahrgenommen wurde, gibt es auch linke Kritiker*innen. So wird gegenüber den dort formulierten politischen Positionen bspw. eine Fixierung auf staatliche Politik konstatiert: Sie könnten, so eine Position, letztlich nur „autoritär“ durchgesetzt werden. Andere befürchten, dass ohne eine soziale Mobilisierung der Aufruf ein bloßer Appell an den Staat bleiben werde, siehe etwa die Debatte in Analyse und Kritik. Grund genug, den Aufruf zu diskutieren: Den Aufschlag hierzu macht Christian Zeller (Uni Salzburg), der einer der Initiatior*innen von ZeroCovid ist.