Workshop am 9. und 10. Dezember 2016 in den Räumen der Rosa Luxemburg Stiftung.
Veranstalterinnen: Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung und Rosa Luxemburg Stiftung (IfG).
Der Begriff der Emanzipation spielte in der Geschichte vieler sozialer Bewegungen seit dem 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Insbesondere in der kritischen Theorie von Marx bis Marcuse hatte der Begriff eine zentrale Bedeutung. Die neue Linke der 1960er und 1970er Jahre berief sich emphatisch auf ihn, während die feministischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts den Begriff der Emanzipation vielfach durch den der Befreiung ersetzten. Anders als Gleichheit oder Freiheit, auf die verbreitet Bezug genommen wird, ist der Begriff der Emanzipation jedoch kaum Gegenstand grundsätzlicher Reflexion geworden. Beklagt wurde schon in den 1970er Jahren die Diffusität seiner Bedeutungen. Zudem wird in den poststrukturalistischen und postkolonialen Diskussionen starke Kritik an dem aus der europäischen Aufklärung stammenden Begriff formuliert, sofern dieser mit weiteren Begriffen wie Freiheit, Autonomie, Subjekt, Vernunft, Universalismus oder Fortschritt verbunden ist. Es stellt sich also die Frage ob dieser Begriff heute zur Selbstverständigung sozialer Befreiungsversuche taugt, bzw. wie ein zeitgemäßer Begriff von Emanzipation beschaffen sein müsste. Dies will der Workshop vor dem Hintergrund historischer Bezüge und unter Rückgriff theoriegeschichtlicher Debatten ausloten.
Am Abend des Donnerstag, 8.12. hält Sara Farris über eine Luxemburg-Lecture zu „The Political Economy of Femonationalism”.
Programm
Freitag, 9.12.
9.30 – 10.00 Begrüßung und inhaltliche Erläuterungen zum Workshop
10.00-11.00 Alex Demirović (Berlin): Der Begriff der Emanzipation zwischen Marx und Laclau. Eine Herausforderung für die kritische Gesellschaftstheorie
11.00-12.00 Svenja Bromberg (Berlin, London): Der Begriff der Emanzipation im frühen Marx: zwischen Staatsbürgerschaft und Revolution
12.15-13.15 Moshe Zuckermann (Tel Aviv): Emanzipation der Juden - Abriß einer historischen Kontroverse in der deutschen kritischen Tradition
14.30-15.30 Sara Farris (London): Emancipation and the Muslim Question
15.30-16.30 Susanne Lettow (Berlin): Subjektivität, Herrschaft und Zeit. Dimensionen eines feministischen Begriffs von Emanzipation
17.00-18.00 Andrea Maihofer (Basel): Feminismus und Emanzipation
Samstag, 10.12.2016
10.00-11.00 Tatjana Freytag (Hannover): Emanzipation und das politisches Subjekt in der kritischen Theorie
11.00-12.00 Serhat Karakayalı (Berlin): Mikropolitik und Hegemonie - Deleuze und Guattaris Perspektiven auf gesellschaftliche Emanzipation
12.15-13.15 Ruth Sonderegger (Wien): Emanzipatorische und herrschaftsförmige Gebräuche von Kunst
14.00-15.00 Michael Brie (Berlin): "In Erwägung, dass die Emanzipation der Arbeiterklasse durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden muß..." - Sozialismus als Emanzipationsbewegung im 21. Jahrhundert. Thesen
15.30-17.00 Abschlußdiskussion mit Inputs von:
- Katharina Pühl (Berlin)
- María do Mar Castro Varela (Berlin)
- Katia Genel (Paris)
Anmeldung
Anmeldungen bitte per Email an die Rosa-Luxemburg-Stiftung, Michaela Klingberg.
Dateien
- Download des Workshops-Programms pdf, 82.92 KB